Einfache Fälle
Fall 28
45-jährige Patientin mit geröteter nässender Läsion der linken Mamille
Anamnese
Seit wann besteht diese Hautveränderung?
Vor 6 Monaten bemerkte ich erstmals diskrete Rötungen im Bereich der linken Brustwarze. Letztere kamen und gingen. Seit ungefähr 6 Wochen haben die Hautveränderungen deutlich an Grösse zugenommen.
Gute Frage zur Erfassung von Beginn und Verlauf der Erkrankung.
Haben Sie Sekretionen aus der Brustwarze bemerkt?
Ja, ich habe das Gefühl, dass sich aus der linken Brustwarze hin und wieder Sekret absondert.
Gute Frage. Sekretionen aus der Brustwarze kommen z.B. bei einer Galaktorrhoe oder einem duktalen Mammakarzinom vor und können zu einer toxisch-irritativen Kontaktdermatitis führen.
Hatten Sie Beugeekzeme als Kind, haben Sie trockene, zu Ekzemen neigende Haut, Heuschnupfen oder Asthma?
Nein.
Gute Frage, denn die Mamillen sind ein möglicher Manifestationsort des atopischen Ekzems (meist allerdings bilateral).
Stillen Sie?
Nein.
Gute Frage. Das Stillen führt oft zu einer toxisch-irritativen Kontaktdermatitis der Mamillen.
Gibt es weibliche Verwandte in Ihrer Familie, welche an Brustkrebs erkrankt oder verstorben sind?
Ja, meine Mutter ist an Brustkrebs verstorben.
Wichtige Frage, bei Mammakarzinomen ist der genetische Hintergund von Bedeutung.
Nehmen Sie Medikamente ein?
Nein.
Gute Frage. Gewisse Medikamente können zu einer Galaktorrhoe führen. Die Einnahme oraler Antikonzeptiva muss erfragt werden. Letztere gelten - bei langjähriger Einnahme - als Risikofaktor für die Entstehung von Mammakarzinomen.
Effloreszenzen
Wählen Sie die richtigen Effloreszenzen:
Es handelt sich nicht um eine Makula, da die Läsion leicht erhaben und tastbar ist.
Nein, die Lichenifikation ist definiert als Vergröberung der Hautfelderung und Verdickung der Haut mit oder ohne Hyperpigmentierung im Rahmen chronischen Kratzens oder Reibens.
Richtig, es handelt sich hier um eine plattenartiges Infiltrat, eine sog. Plaque.
Diagnose
Wählen Sie die richtige Diagnose:
Das allergische Kontaktekzem muss hier auf jeden Fall differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden. Letzteres zeigt aber eine unscharfe Begrenzung mit Auslaufen in kleine Papeln.
Das klinische Bild der linken Mamille wäre vereinbar mit einer psoriatischen Läsion. Der isolierte Befall einer Mamille ohne Psoriasisherde an anderen Prädilektionsstellen ist aber äusserst selten.
HSV-Infektionen können auch die Mamillen betreffen. Klinisch finden sich jedoch initial gruppierte Bläschen und später eingetrocknete Krusten.
Ja, bei unilateralen, persistierenden oder therapierefraktären, "entzündlichen" Läsionen der Brustwarzen muss stets an einen M. Paget gedacht werden. Die Biopsie ist indiziert.
Therapie
Wählen Sie die richtige(n) Therapie(n):
Nein, beim M. Paget der Mamille handelt es nicht um rein kutanes Problem.
Nein, die oberflächliche Zerstörung der Paget-Zellen ist nicht ausreichend zur Sanierung des Befundes.
Richtig.
Nein, beim M. Paget der Mamillen handelt es sich nicht um eine entzündliche Dermatose.