7.2.4 Zwanghafte Dermatosen

Synonyme

Zwanghafte neurotische Dermatosen.

Epidemiologie

1-5% der Bevölkerung.  Erkrankungsbeginn: Adoleszenz (19.5 Jahre) oder später (30-45 Jahre). F>M.

 

Mittler Bestandsdauer ca. 9 Jahre. Nagelbeissen (Onychophagie) 25-60%.

Definition

Körper-gerichtete, zwanghafte, chronisch repetitive psychiatrische Verhaltensstörung.

Aetiologie & Pathogenese

Zwanghafte neurologische Störung mit Verlust der Impulskontrolle.

Symptome

  • Gruppierte Exkoriationen (Kratzen, “Pideln”) an leicht zugänglichen Körperstellen (Gesicht: Akne, Narben, Insektenstiche)
    • Acne excoriée
  • Nagelbeissen; Paronychie
  • Hautschwielen durch Reiben oder Beissen (Lichenifikation)
  • Mundschleimhaut Beissen (morsicatio buccorum)
  • Lippen beissen

Häufige Assoziation mit Depression, Angststörung, Stress.

Lokalisation

Acne excoriee: Gesicht.

 

Körper gerichtete Störungen: Nägel, Finger, Mundschleimhaut, Lippen; grundsätzliche lle leicht erreichbaren Körperregionen.

Klassifikation

Diagnostisches und statistisches Manual mentaler Störungen (DSM-5). Körpergerichtete Störungen unter: ‘‘unspecified OCRD’’: Onychophagie, Dermatophagie, Onychotillomanie, Trichotillomanie, Wangen-und Lippen Beissen, Nasen- und Ohr-Manipulationen, Fingerknacken. 

Labor & Zusatzuntersuchungen

Keine Störungen.

Dermatopathologie

Eventuell Ulzerationen ohne ausgeprägte Begleitentzündung.

Verlauf

Chronisch, wechselhaft.

Komplikationen

Sekundärinfektionen, Blutungen, Entzündung, Lichenifikation, Ulzeration, Narbenbildung.

Diagnose

Diagnostisches und statistisches Manual mentaler Störungen (DSM-5) Diagnosekriterien.

Differentialdiagnosen

Psychogener Juckreiz. Primäre Psychosen mit Dermatozoenwahn und Haluuzinationen. Medikamentennebenwirkungen; Scabies. Mundschleimhäute: Candidiasis, Lichen ruber planus, «white sponge»-Nävus; Nageldystropien (Trauma, Infektionen).

Therapie & Prävention

Kognitive Verhaltenstherapie. Angemessene Aknetherapie.

 

Medikamentös: Antidepressiva (N-acetylcysteine 1200 to 3000 mg/ Tag).

Bemerkungen

Bei 90% der Patienten finden sich weitere psychiatrische Comorbiditäten, besonders Angststörungen, Depression, Impulskontrollstörung. Erhöhte Suizid-Gefahr.

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