2.1.4 Warzen

Synonyme

Verruca, Verruca vulgaris, Dornwarzen, Mosaikwarzen.

Epidemiologie

Bei 7-10% der Bevölkerung; besonders bei Kindern und in den ersten 3 Lebensdekaden. Prädisposition: Immunschwäche; Berufe in feucht-kaltem Milieu (Fleischer).

Definition

Infektion durch humane Papillomviren (HPV) mit Ausbildung von (meist) exophytischen Proliferationen der Epidermis mit zerklüfteter Oberfläche.

Aetiologie & Pathogenese

Oberflächliche Infektion von Karyozyten durch Humane Papillom Viren (HPV); DNA-Virus, karyotrop, > 100 Typen; Übertragung: Mensch zu Mensch; Tier zu Mensch? Inkubationszeit: Monate. Prädisposition: Akroasphyxie, Immunsuppression, Hyperhidrosis.

Symptome

Halbkugelige, relativ schmalbasig aufsitzende (meist) exophytische, hyperkeratotische (verruciforme) Papillome mit punktförmigen dunklen Einschlüssen (Kapillarthromben). Gelegentlich pigmentiert und schmerzhaft. Die Assoziation der HPV-Typen zu den einzelnen klinischen Warzentypen ist nicht fix.

 

  • Verrucae vulgares (HPV 1, 2)
  • V. plantares: Dornwarzen, Mosaikwarzen (HPV 2, 4), flaches Tiefenwachstum durch Belastungsdruck)
  • V. planae juveniles (HPV 1, 3); multiple, flach und glatt, hautfarben
  • Condylomata acuminata (Feigwarzen, HPV 6, 11), Riesenkondylome Buschke-Löwenstein (siehe Kap. 6.5); schmalbasig aufsitzend im Gegensatz zu Condylomata acuminata (sekundäre Lues)
  • Epidermodysplasia verruciformis Lewandowsky-Lutz (HPV 3, 5, 8 etc.) auf dem Boden einer genetischen Störung mit Immunschwäche
  • Genitale Präkanzerosen und Karzinome (Penis, Vulva, Anus, Zervix), Typen 16, 18 u.a.
  • Bowenoide Papulose

Lokalisation

Alle Körperareale, bevorzugt akrozyanotische Hände und Füsse.

Klassifikation

Nach klinischen Subtypen und häufigstem HPV-Typ (siehe Symptome).

Labor & Zusatzuntersuchungen

Üblicherweise nicht erforderlich; allenfalls Nachweis kanzerogener HPV-Typen in Speziallabors.

Dermatopathologie

Üblicherweise nicht erforderlich: Krallenförmige verruciforme Akanthose und Parakeratose der Epidermis; vakuolisierte Keratinozyten (Koilozyten) mit Keratohyalingranula; Kirchturmspitzen-artige parakeratotische Plaques in den verruciformen Krypten.

Verlauf

Meist selbstlimitierend; ausser bei Immundefizienz.

Komplikationen

Beetartige Ausbreitung und Dissemination bei Immunsuppression. Gefahr einer Störung des Fingernagel Wachstums bei Lokalisation am Nagelwall oder subungual. Karzinomentwicklung bei onkogenen HPV-Typen (16, 18, andere) besonders anogenital.

Diagnose

Klinisch.

Differentialdiagnosen

Hauthorn (Cornu cutaneum z.B. hypertrophe aktinische Keratose oder (Kau-) Schwielen), Makrokomedonen, Lichen planus, Dyskeratose Dairier, Condylomata lata (skundäre Lues), Spinozelluläres Karzinom , bowenoide Papulose (Sonderform einer HPV-Infektion im Genitalbereich).

Therapie & Prävention

Vakzination gegen kanzerogene HPV-Typen; besonders bei jungen Frauen.

 

Spontanheilung in 95% der Fälle innerhalb von zwei Jahren! Deshalb keine zu aggressive Therapie. CAVE: Narbenbildung!
Sonst flüssiger Stickstoff (N2), Keratolyse (Salicylsäure), topische Vitamin A-Säure (VAS) bei (planen) Verrucae im Gesicht, 5-Fluorouracil (5-FU), Diphenylcyclopropenon (DCP), Imiquimod, Suggestivtherapie, Polyphenon.

 

Podophyllotoxin: nur mit grosser Zurückhaltung einzusetzen, da hoch toxisch, besonders auf erosiven Herden.

Bemerkungen

Suche nach Immunschwäche bei Ausbreitung oder Therapieresitenz.

 

Identifizierung onkogener HPV-Infektionen (besonders anogenital) und Impfempfehlung bei jungen Frauen.

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