2.1.1 Varicella und (Herpes) Zoster

Synonyme

Windpocken und Gürtelrose, Zoster.

 

Chickenpox; shingles.

Epidemiologie

Weltweit bei der nicht geimpften Bevölkerung; hohe Kontagiosität.

Definition

Durch Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöste Primärinfektion (Windpocken, Varizellen) und endogene (Gürtelrose, Zoster) bzw. exogene Re-Infektion.

Aetiologie & Pathogenese

Epidermotropes Varicella-Zoster Virus (VZV/HHV-3); Pathogenese: Viruspersistenz in Spinal- und Hirnnervenganglien (Ganglion Gasseri, G. geniculi). Virämie in der akuten Phase.

 

Provokationsfaktoren: Immunsuppression, Trauma, UV-Licht, konsumierende Erkrankungen.

Symptome

  • Varizellen:
    • Inkubationszeit 1-2 Wochen, hohe Kontagiosität. Papulo-vesikulo-pustulöses Exanthem mit Läsionen in unterschiedlichen Stadien (Heubner's Sternkarte), Kopf, Mund (Gaumen) befallen; Palmae meist frei
  • (Herpes) zoster:
    • Halbseitig, segmental, Brennen, Schmerz, Rötung, Bläschen, Nekrosen, Narben, postherpetische Neuralgien (Ganglionitis posterior). Aberrierende Bläschen immer vorhanden, wenn auch in geringer Zahl.
    • Variationen:
      • (Herpes) zoster ophthalmicus: 1. Trigeminus-Ast ( N. V1) mit/ohne Ramus nasociliaris; Cave: ophthalmologisches Konsil, Keratitis
      • (Herpes) zoster Trigeminus 2 oder 3.
      • (Herpes) zoster oticus (N. VIII); Akustikus- und Facialislähmung
      • (Herpes) zoster haemorrhagicus, gangraenosus, generalisatus, aberrierende Bläschen

Lokalisation

Varizellen: behaarter Kopf, Gesicht und Mundschleimhaut (Gaumen) neben Stamm und Extemitäten; Handflächen und Fusssohlen frei. 

 

Zoster: segmental, einseitig in betroffenen Dermatomen und darüberhinaus (aberrierende Bläschen).

 

Varianten:

  • Augen Zoster:
    • 1. Trigeminusast (V. Hirnnerv), gelegentlich Beteiligung des nasoziliaren Astes. Dringendes augenärztliche Konsil (Keratitis)
    • 2. Und 3. Trigeminusast (V5): untere Gesichtsanteile
  • Ohr zoster (N. acusticus; VIII. Hirnnerv); sehr schmerzhaft; von aussen oft nicht sichtbar; Gefahr der Facialisparese

Klassifikation

Entsprechend betroffenem Dermatom bzw. Nerv.

Labor & Zusatzuntersuchungen

Abstrich vom Blasengrund (Tzanck-Test: ballonierte, akantholytische und apoptotische Keratinozyten); PCR- oder Antigentest.

Dermatopathologie

Üblicherweise nicht erforderlich. Intraepitheliale Bläschen, ballonierte und apoptotische Keratinozyten.

Verlauf

Varizellen: Selbstlimitierend. Bei Kindern meist mild; bei jungen Erwachsenen auch schwere Verläufe; insbesondere in der Schwangerschaft.

 

Zoster: Neigung zur Generalisierung mit schwerem Verlauf bei alten und immunsupprimierten Personen. Postzosterische Schmerzen (bis zu ½ Jahr), besonders bei verzögertem Behandlungsbeginn.

Komplikationen

 

  • Varizellen: Pneumonie (Varicella adultorum), Närbchen, wenn Läsionen zerkratzt werden, Superinfektion; embryonale Missbildung bei Infektion während des 1. Trimenons; neonatale Varizellen bei Infektion im letzten Trimenon. Schwerster Verlauf bei Schwangeren
  • Herpes zoster: Superinfektion, Keratitis, postherpetische Neuralgie

Diagnose

Klinisches Bild und Verlauf.

Differentialdiagnosen

Therapie & Prävention

Prävention: Impfung

 

Lokal: Desinfizierende Externa, Chlorhexidin 1%-Lotio, Clioquinol 1 %-Lotio, Farbstoffe.


Systemisch: Virustatika (Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir, Brivudin); Indikationen: Patienten> 50 Jahre, weniger als drei Tage Dauer, Neigung zur Generalisierung, Herpes zoster trigeminus I, Immundefizienz.
Bedarfsweise Analgetika (nichtsteroidale Antiphlogistika, ausser Azetylsalizylsäure (Reye’s Syndrom)), Cortison in Ausnahmefällen.

Bemerkungen

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