8.3 Trockene Haut

Synonyme

Xeroderma, Xerodermia, Asteatosis cutis, Xerosis cutis, Exsikkations Ekzem, Sebostase.

Epidemiologie

Eine der häufigsten Hautbefunde; Prävalenz 35-85%. Keine Geschlechtsbevorzugung.

 

>50% von Personen >65 Jahre.

Definition

Schuppige, raue, rissige Haut; fehlende Geschmeidigkeit, oft zusammen mit Juckreiz infolge qualitativem und quantitativem Verlust von Lipiden und hydrophile Substanzen (Fehlen einer natürliche Befeuchtung); vermehrter Wasserverlust.

Aetiologie & Pathogenese

Folge einer Dysfunktion der Hautbarriere (atopische Dermatitis, Psoriasis) und verschiedener Systemerkrankungen (Diabetes mellitus, Nierenfunktionsstörung, Schilddrüsenunterfunktion). Dehydration durch Wasserverlust des Str. corneum und Verminderung natürlicher Durchfeuchtung (natural moisterizing) und interzellulärer Lipide mit verminderter Differenzierun der Keratinozyten.

 

Multifaktoriell, abhängig von zahlreichen Faktoren: genetisch, Umwelt, Alter, ethnische Zughörigkeit. 

  • Äussere Faktoren
    • Intensive Reinigung; “Überwaschung”
    • Umwelt: kaltes Wetter, niedrige Luftfeuchtigkeit
    • Berufliches Umfeld: feuchtes Arbeitsmilieu, Kontakt mit Irritantien
  • Endogene Faktoren
    • Alter
    • Meno- oder Andropause
  • Dermatosen
  • Interne/System-Erkrankungen
    • Endokrin oder metabolisch: Diabetes mellitus, Schiddrüsenfunktionsstärungen, biliäre Cholangitis, Cholestase, Hyperparathyrioidismus, Niernfunktionsstörung, Hämodialyse
    • Entzündlich: Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
    • Infektiös: HIV, Hepatitis B oder C
    • Hormonal: Schwangerschaft, Menopause
    • Hämatologisch: myeloproliferative Erkrankungen, multiples Myelom, Hodgkin und Non-Hodgkin Lymphome, Graft-versus-host Reaktion
    • Paraneoplastisch 
    • Neurologisch:  autonome Neuropathie
  • Psychische Erkrankungen 
    • Obsessiv-zwanghafte Störungen: Waschzwang
    • Essstörungen: Anorexie und Mangelernährung
  • Sucht und Abhängigkeiten: Alkohol, Drogen, Kettenraucher 
  • Diät: Dehydration, übermässiges Schwitzen, ungenügende Flüssigkeitsaufnahme, Mangelernährung
  • Medikamente: Diuretika, Beta-Blocker, Kontrazeptiva, Retinoide, Langzeitanwendung topischer Gukokortikosteroide, Lipidsenker (Statine), Strahlentherapie (Röntgen, UV).

Symptome

Schuppige, raue, rissige, glanzlose, faltige, rissige (“eczema craquelé”) Haut; fehlende Geschmeidigkeit und verminderte Elastizität. Juckreiz (Kratzeffekte, Exkoriationen, Hämorrhagien, Lichenifikation) und Rötung.

Lokalisation

Lokalisiert oder generalisiert. Prädilektionsstellen: Unterschenkel, Streckseiten der Unterarme, seitliches Abdomen, Hände, Füsse; grundsätzlich jede Körperregion.

Klassifikation

Akut oder chronisch, unterschiedliche Schweregrade.  

Labor & Zusatzuntersuchungen

Abhängig von der vermuteten Grundstörung (siehe Ätiologie & Pathogenese): Niere, Leber, Schilddrüse, Blutzucker, hämatologische Untersuchungen, transepidermaler Wasserverlust (TEWL), Corneometrie, pH, Rauhigkeitsmessung.

Dermatopathologie

Biopsie bei Verdacht auf Ichthyose (siehe dort). Verhornungsstörung (Parakeratose), Akanthose oder Atrophie, Spongiose.

Komplikationen

Infektionsgefahr und Impetiginisierung durch Kratzen über oberflächliche Fissuren; Mazeration in Hautfalten. Kontaktallergisierung.

Diagnose

Klinisches Bild und weitere Untersuchungen in Abhängigkeit von der vermuteten Ätiopathognenese.

Differentialdiagnosen

Siehe Ätiopathognese.

Therapie & Prävention

Ursachenvermeidung. Behandlung von ursächlichen Begleiterkrankungen.

 

Konservative Therapie: milde Reinigung (synthetische Syndets; keine alkalischen Seifen) und feuchtigkeitsspendende Externa: Fette Cremes besser als Lotionen. Salben (Applikation unmittelbar nach dem Baden oder Waschen auf die feuchte Haut) geeignet zur Reduktion des transepidermalen Wasserverlustes: Glycerin, Urea 10 %, Ammoniumlactate, Hyaluronsäure, Lanolin, Paraffin, Petrolatum, Dimethicone, Cholesterol, Stearylalkohol.

 

Bei starkem Juckreiz: orale Antihistaminika, topische Glukokortikosteroide (niedrige Stärke), Calcineurin-Inhibitoren.

Verlauf & Prognose

Variabel, abhängig von Umweltfaktoren und Klima, verstärkt im Winter (trockene Luft); gelegentlich chronisch lebenslänglich mit Verminderung der Lebensqualität.

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