2.4.2 Skabies

Synonyme

Krätze.

Epidemiologie

Weltweit ca. 300 Millionen Personen jährlich betroffen, besonders in beengten Wohngemeinschaften und Flüchtlingslagern. 

Definition

Stark juckende Dermatose, hervorgerufen durch eine Infektion oder Infestation mit Krätzemilben (Sarcoptes scabiei var. hominis).

Aetiologie & Pathogenese

Sarcoptes scabiei var. hominis: Permanenter Ektoparasit des Menschen mit hoher Wirtsspezifität. Übertragung von Mensch zu Mensch durch längeren, engen Körperkontakt, seltener Bettwäsche oder Kleidung (meist nur bei der hoch ansteckenden Skabies crustosa). Begünstigung durch enge Wohnverhältnisse. Weibchen (0.3-0.5 mm) graben zur Eiablage Gänge in das Stratum corneum der Epidermis; Entwicklung zu geschlechtsreifen Milben innerhalb von 3 Wochen. Immunologische Reaktion auf Milbenantigene führt zu Entzündung und Juckreiz.

Symptome

Starker, v.a. nächtlicher Pruritus. Initial Milbengänge, entzündliche längliche Papeln, v.a. bei Kleinkindern auch Vesikel möglich. Feinpapulöses Exanthem mit feinsten Krüstchen symmetrisch über den Flanken und den proximalen Extremitäten, als Ausdruck der zellulären Immunantwort auf Skabiesantigene; die Anzahl der Milben ist bei immunkompetenten auf 10-12 beschränkt. Gesicht und Interscapularregion frei. Später zusätzlich Kratzexkoriationen, Ekzematisierung, Impetiginisierung. Gelegentlich sehr diskrete Hautveränderungen (gepflegte Scabies), auch durch lokale Steroidapplikation ("Scabies incognita").

Lokalisation

Gänge: Interdigital, vordere Achselfalten, Mamillen, Nabel, Leisten, Penis, Handgelenk, Fussrücken. Kinder: auch Gesicht, Skalp, Handflächen, Fusssohlen.
Exanthem: Siehe Symptome.

Klassifikation

Sonderform: («Norwegian») Scabies crustosa: massiver Befall bei immunkompromittierten Patienten; klinisch: hyperkeratotische Papeln/Plaques und Krustenbildung.

Labor & Zusatzuntersuchungen

Nachweis von Milben, Milbeneiern und Skybala (Milbenkot) unter dem Dermatoskop oder Mikroskop.

Dermatopathologie

Üblicherweise nicht erforderlich; eventuell bei pseudolymphomatösen Papeln oder Knoten.

Verlauf

Unter Umständen chronisch, meist durch wiederholte Infektion, unzureichender (zu kurzer) Behandlung oder bei Immunsuppression.

Komplikationen

Impetiginisierung und Superinfektion (Kratzen). Postskabiöse Papeln (hyperergische, entzündliche Hautreaktion ohne Nachweis von Milben, Skabies nodularis). Juckreiz persistiert gelegentlich auch nach erfolgreicher Behandlung (postskabiöse Dermatitis).

Diagnose

Klinisches Bild mit Juckreiz besonders in der Bettwärme; oft Kontaktpersonen mit gleichen Symptomen. Mikroskopischer Nachweis von Milben, Milbeneiern oder Milbenkot durch Skarifikation oder Eröffnen des Milbengangs mit doppelschneidiger, spitzer Klinge.

Differentialdiagnosen

Prurigo Erkrankungen, Pruriginöses Ekzem; Dermatitis herpetiformis Duhring, Urtikaria. Bei Skabies crustosa: Psoriasis.

Therapie & Prävention

Prävention und Allgemeinmassnahmen: Bettwäsche und Kleidung wechseln und 4 Tage lüften (Milben überleben bei Zimmertemperatur 2-3 Tage), Kontaktpersonen (Familienmitglieder, Kindergarten, Sexualpartner) mituntersuchen und gleichzeitig behandeln.

 

Therapie der Wahl ist die lokale Behandlung mit Permethrin (5 %) einmalig für 8-12 Stunden. Wenn nach 14 Tagen noch Zeichen einer aktiven Skabies bestehen, Behandlung wiederholen. Therapie der 2. Wahl sind Benzylbenzoat an 3 aufeinander folgenden Tagen oder Crotamiton. Bei Skabies crustosa oder erschwerter Lokalbehandlung systemisch Ivermectin.

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