7.2.3 Psychogener Pruritus

Synonyme

Somatoformer Juckreiz; psychosomatischer Juckreiz; nicht-organischer Juckreiz.

Epidemiologie

Unter einer dermatologischen Patientenkliental: 6%: Die Inzidenz in der Normalbevölkerung ist niedriger.

Definition

Juckreiz ohne erkennbare Haut- oder Grunderkrankung. Psychische Faktoren beeinträchtigen Stärke und Bestandsdauer des Juckreizes.

Aetiologie & Pathogenese

Generalisierte Angststörung, depressive Störung, somatoforme Störung. Interaktion neurologischer und psychischer Faktoren.

Symptome

Persistierender, oft unerträglicher Juckreiz. Sekundärveränderungen durch Kratzen: Erythem, Erosionen, Ulzerationen, Narben.

Lokalisation

Generalisiert (neurotische Exkoriationen, Prurigo) oder umschrieben, z.B. Genitale, Skalp.

Klassifikation

Nach Verlauf: akut, akut intermittierend, chronisch.

Labor & Zusatzuntersuchungen

Ausschluss einer zugrundeliegenden internistischen Störung (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörung, Eisenmangel, Urämie, Cholestase, M. Hodgkin, Non-Hodgkin Lymphome) oder einer spezifischen dermatologischen Erkrankung (z.B. Dermatitis herpetiformis Duhring, Neurodermitis); (siehe Differentialdiagnosen).

Dermatopathologie

Unspezifisch, Reizakanthose, Prurigoknoten (Kratzakanthom).

Verlauf

Meist chronisch.

Komplikationen

Schlafstörung, die den Zustand weiter verschlechtern kann. Minderung der Lebensqualität. Sekundärinfektionen und Narbenbildung.

Diagnose

Ausschlussdiagnose.

 

Kriterien der Zwanghaftigkeit:

  • Lokalisierter oder generalisierter Juckreiz ohne Primäreffloreszenzen
  • Bestandsdauer > 6 Wochen
  • Fehlen somatischer (organischer oder körperlicher) Ursachen

 

Weitere mögliche Kriterien

  • Zeitlicher Zusammenhang zwischen Symptomen und Lebensereignis
  • Stress-Abhängigkeit
  • Tagesschwankungen
  • Ruhe-Juckreiz
  • Assoziation mit psychischer Erkrankung
  • Abnahme des Juckreizes durch Psychopharmaka oder Psychotherapie

Differentialdiagnosen

Andere System- oder Hauterkrankungen: erythropoietische Protoporphyrie, Dermatitis herpetiformis, Scabies, Urticaria, atopiche  Dermatitis, andere parasitäre Infektionen. Medikamenten-Nebenwirkungen (besonders Opioide), neuropathischer Juckreiz, Dermatozoen-Wahn; Mastozytosen, Mastzellen Aktivierungs Syndrom.

Therapie & Prävention

  • Topisch antipruriginös: symptomatisch (Menthol, Polidocanol, Crotamiton)
  • Systemisch antipruriginös: z.B. Hydroxyzin, Doxepinhydrochlorid, Cetricin
  • Psychotherapeutische Medikamente (Fluoxetine, Olanzepine) und Betreuung
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