4.1.3 Periorificiale Dermatitis

Synonyme

Periorale Dermatitis; Rosacea-artige Dermatitis.

Epidemiologie

In den USA ca. 0.5-1%; Inzidenz oft unterschätzt wegen Fehldiagnose. Frauen >> Männer. 20.-40. Lebensjahr. Zunehmend Kinder und Jugendliche.

Definition

Kleinpapulo-pustulöse akneiforme Dermatose ohne Komedonenbildung mit perioraler und periorbitaler Betonung.

Aetiologie & Pathogenese

Quellung des Follikelepithels und Steroid-induzierte Atrophie des Epithels mit konsekutiver Freisetzung von Entzündungsmediatoren in die obere Dermis und das Acroinfundibulum

 

  • Langfristige Verwendung von topischen Glucocorticosteroiden
  • Tägliche Kosmetika als Ursache: bei Verwendung hydrophiler Salben und Cremes, einschliesslich Lichtschutz Kosmetika; fluorierte Zahnpasten
  • Physikalische Faktoren: hohe Luftfeuchtigkeit
  • Microbiologische Factoren: Fusiforme Spirillen-Bakterien aus dem oralen Mikrobiom mit perioraler Besiedlung. Auftreten oder Verschlechterung nach langdauernder zahnärztlicher Behandlung; Superinfektion mit Malassezia furfur und Candida species.

Symptome

Entzündliche Papeln mit kleinsten Vesikeln und Pusteln, Rötung und Schuppung, Brennen und Spannungsgefühl. Keine Komedonen.

Lokalisation

Perioral, periorbital, nasolabial, Glabella.

Klassifikation

keine.

Labor & Zusatzuntersuchungen

Nicht erforderlich; allenfalls bakterieller oder mykologischer Abstrich.

Dermatopathologie

Normalerweise nicht erforderlich. Bei granulomatösen Reaktionen zum Ausschluss von Rosacea, Akne agminata, Sarkoidose, Histiozytose. Perifollikuläres und dermales Ödem und ausgeprägtes lymphohistiozytäres Infiltrat mit geringer Spongiose und Acanthose im Acroinfundibum sowie interfollikulär.

Verlauf

Langsamer Beginn über 2-3 Wochen. Aufblühen bei Reduktion der verursachenden Steroid-Crème.

Komplikationen

Granulomatöse Umwandlung.

Diagnose

Vorgeschichte, Lokalisation und das Fehlen von Komedonen sind diagnostische Hinweise.

Differentialdiagnosen

Papulopustulöser Typ der Rosacea, Gram-negative Follikulitis; Steroid-Akne; PRIDE-Syndrom infolge onkologischer Therapie mit EGF-Rezeptor Antagonisten.

Therapie & Prävention

  • Topisch:  niedrig dosiert Glukokortikosteroide ausschleichend; austrocknend mit wasserarmen galenischen Zubereitungen.  Zink-Schüttel-Lotio über Nacht; Metronidazol Lotio, Fusidinsäure, Ketoconazol zur Reduktion der Keimbesiedlung
  • Systemisch: Metronidazol, Tetrazykline, niedrigdosiertes retardiertes Doxycyclin für Antiinflammation (keine Antibiose!), Isotretinoin (off label) nur in schwersten Fällen
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