5.2.3 Neuropathisches Ulkus

Synonyme

Neurotrophisches Ulkus, Acroosteopathia ulceromutilans.

Epidemiologie

Abhängig von der Ätiologie.

Definition

Ulzeration im Bereich physikalischer/mechanischer Druckexposition auf dem Boden einer polyätiologischen sensorischen Polyneuropathie. Störung der «Gewebetrophik»; nicht der venösen oder arteriellen Zirkulation.

Aetiologie & Pathogenese

Sensorische Polyneuropathie mit Befall besonders der dünnen Nervenfasern auf dem Boden einer genetischen Disposition. Dissoziierte Empfindungsstörung mit Verlust der Wärme-, Druck- und Schmerzempfindung. Mögliche Ursachen sind:

 

  • Stoffwechselstörungen: Diabetes; selten Amyloidose
  • Alkohol (Bureau-Barrière-Syndrom)
  • Infektionen:
    • Syphilis (III/IV)
    • Lepra
  • Nervenverletzungen (Ischias)
  • Erbkrankheit (Thevenard-Syndrom)

Symptome

Verlust der Wärme-, Druck- und Schmerzempfindung. Umschriebene Hyperkeratose mit Blutblase und Ulzeration im Bereich der Druckexposition. Schmerzlose, häufig unbemerkte Frakturen der Knochen (Mittelfuss, Zehen) (Acroosteopathia ulceromutilans). Überwärmung der betroffenen Gliedmasse mit An- (Diabetes) oder Hyperhidrose (alkoholische Polyneuropathie).

Lokalisation

Druckstellen; besonders Ferse, Fuss- und Zehenballen.

Klassifikation

Nach Ätiologie.

Labor & Zusatzuntersuchungen

Abklärung zugrundeliegender Erkrankungen. Bildgebende Untersuchungen (Röntgen, MRI). Bestimmung der (stark verminderten) Nervenleitgeschwindigkeit. Neurologischer Status. Orthopädisches Konsil.

Dermatopathologie

Nicht indiziert.

Verlauf

Chronisch; in Abhängigkeit von der Grunderkrankung (siehe Ätiologie).

Komplikationen

Superinfektion; (schmerzlose) Frakturen; Mutilationen.

Diagnose

Klinisches Bild eines schmerzlosen Ulkus in Verbindung mit einer Grunderkrankung.

Differentialdiagnosen

Venöses oder arterielles Ulkus.

Therapie & Prävention

Prävention: Vermeidung bzw. Behandlung der Grunderkrankung (siehe Ätiologie).

 

Da die einmal aufgetretene Polyneuropathie irreversibel ist (Vitamin B-Komplex in manchen Fällen hilfreich), besteht die einzige effektive Behandlung in einer Druckentlastung, z.B. durch orthopädisch angepasste Schuhe. Von chirurgischen plastisch-rekonstruktiven Massnahmen sollte Abstand genommen werden, da eine Besserung nur vorübergehend ist.

Spezielles

Kooperation mit internistischen und orthopädischen Spezialisten.

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