Melanom.
3.3.7 Malignes Melanom
Synonyme
Epidemiologie
- Hellhäutige > Dunkelhäutige, F > M, 40.-50. Lebensjahr.
- Erwachsene>>Jugendliche>Kinder
- Inzidenz: Europa 15/100'000/Jahr. Australien 40/100'000/Jahr. CH > 1'000 pro Jahr; jährliche Zuwachsrate ca. 5%.
- Genetische (familiäre) Disposition.
- Lebenslängliches Risiko: Geburtsjahrgang (GJ) 1930: 1/1'500; GJ 1990: 1/100;
GJ 2000: 1/75.
- Häufigkeit einzelner Melanomtypen:
- Superficial spreading melanoma (SSM) 41%
- Nodular melanoma (NMM) 14%
- Lentigo maligna melanoma (LMM) 2.7-14%
- Acral lentiginous melanoma (ALM) 1-5 %; Dunkelhäutige>Hellhäutig
Definition
Bösartiger Tumor neuroektodermaler Genese (Melanozyten, Nävuszellen) mit hoher Metastasierungstendenz.
Aetiologie & Pathogenese
Kumulative UV-Exposition, mit häufigen Sonnenbränden, besonders in der Kindheit bei heller Komplexion (Hauttyp I oder II).
RISIKO-faktoren:
- R otblonde Haare, helle Haut, blaue Augen
- I n der Familie Melanom(e) bekannt
- S onnenbrände in der Kindheit
- I mmer nur Rötung der Haut (Hauttyp I/II; helle Komplexion)
- K eine Bräunung in der Sonne; nur immer Rötung oder Sonnenbran
- (h)O he Zahl (>100) von Muttermalen
Symptome
Verdachtssymptome (ABCD-Regel):
- A symmetrie
- B egrenzung: unregelmässig, unscharf
- C oloration: wechselhaft von hell braun bis schwarz
- D ynamik: Farb- und Strukturveränderung
- E rapid evolution: Wachstum
- Weitere Kennzeichen: Blutung, Juckreiz, Schuppung, Ulzeration, Verlust des Oberflächenreliefs, Entzündung.
Lokalisation
Alle Hautregionen und gelegentlich an Schleimhäuten (anogenital; F>M; selten an glans penis; Mundschleimhaut; Bindehaut; Retina). Gelegentlich Befund einer Metastase ohne Nachweis des Primärtumors).
Klassifikation
- Superficial spreading melanoma (SSM): heterogen und unregelmässig pigmentierte Veränderung, die zunächst langsam radial, später vertikal und invasiv wächst
- Lentigo maligna melanoma (LMM): entwickelt sich aus lange vorbestehender Lentigo maligna (Dubreuilh) als unregelmässig pigmentierte Läsion in UV-exponierter Lokalisation
- Nodular melanoma (NMM): aggressives, vertikales Wachstum, pigmentiert oder nicht-pigmentiert.
- Acrolentiginous melanoma (ALM): Extremitäten, warzenartig oder als pigmentierter Streifen in der Nagelplatte mit seitlichen Ausläufern entlang dem Nagelwall
- Sonstige: (Schleimhaut-Melanom, Uvea-Melanom, Melanom auf dysplastischem Nävus oder auf congenitalem Riesennävus)
- Okkulte Primärlokalisation (Augen, Meningen, Magen-Darm, Lymphknoten).
CAVE: Jeder Melanomtyp kann amelanotisch verlaufen.
AJCC TNM (Tumor, Lymphknoten, Metastasen) -Klassifikation
Labor & Zusatzuntersuchungen
Dermatoskopie wichtig für die Differenzierung von Vorläuferläsionen (dysplastischer Nävus).
Konfokale Laserscan; elektrische Impedanz-Messung
Genetisches Profiling.
Bei Verdacht auf Metastasen: Ultraschall, Magnetresonanz, Computertomogramm oder PET-CT; LDH (lactate dehydrogenase).
Dermatopathologie
Asymmetrischer Aufbau, in Nestern oder einzeln wachsende Tumorzellen mit hellem Zytoplasma und pleomorphen Nuclei, die von der dermo-epidermalen Junktionszone aus Dermis, Subcutis und Epidermis infiltrieren.
Vertikales Tiefenwachstum von prognostischer Bedeutung (Breslow Dicke: mm).
Level I: Tumorzellen in der Epidermis
Level II: Tumorzellen in der papillären Dermis
Level III: Tumorzellen füllen das Str. papillare aus
Level IV: Tumorzellen im Str. reticulare
Level V: Tumorzellen in der Subcutis
Frühe Invasion von Lymphgefässen und Kapillaren.
Prognostische Parameter: Tumordicke (mm); Breslow-Level; Mitosen Rate; immunhistochemische und molekulare Diagnostik von Mutationen.
Verlauf
Abhängig von:
- Tumordicke nach Breslow in mm.10-Jahresüberlebensraten: Von 95% bei dünnen Melanomen (<1mm) gegen 40% bei dicken Melanomen (>4mm)
- TNM-Stadium (I-IV)
- Geschlecht (F besser als M)
- Ulzeration: prognostisch ungünstig
- Lokalisation: Schlechtere Prognose: thorax/back -upper arm-neck-scalp = TANS bzw. BANS
Komplikationen
90% der Melanome sind Primärtumoren ohne Hinweise für Metastasen.
10-Jahres Überlebensraten
- Primärtumoren: 75-90%
- Bei Vorliegen von Satelliten und in-Transit-Metastasen: 30-50%
- Lymphknoten-Mikrometastasen: 69-75%
- Klinisch nachweisbare Lymphknoten-Metastasen: 40-60%
Diagnose
Klinik (ABCD(E)), Dermatoskopie, Histologie, Staginguntersuchungen.
- ABCDE-Regel
- Intraindividuelle vergleichende Analyse mit anderen pigmentierten Hautveränderungen der Patienten
- Chronologische Analyse morphologischer Veränderungen (Evolution)
- Prognostische Stadien Einteilung nach pathologischer AJCC (pTNM)
Differentialdiagnosen
Melanozytäre Nävi, pigmentiertes Basalzell Karzinom, Verruca seborrhoica, Dermatofibrom, Histiozytom.
Therapie & Prävention
- Therapie des Primärtumors: Exzision in Lokalanästhesie mit einem Sicherheitsabstand von 0.5 cm (bis 1 mm Tumordicke) oder mind. 1 cm (> 2 mm Tumordicke)
- Sentinel Lymphknotenbiopsie: bei Breslow-Dicken >1mm
- Interdisziplinäres Onkologie-Team bei Patienten im Stadium III/IV
- Röntgentherapie in Ausnahmefällen, z. B. bei Lentigo maligna Melanom
- Adjuvante Therapie: bei Patienten mit hohem Metastasierungsrisiko (z. B. Tumordicke über 3 mm, Mikrometastasen im Sentinel-Lymphknoten)
- Targeted Therapie bei Patienten mit V600 Mutation des BRAF-Onkogens (BRAF und MEK Inhibitoren)
- Therapie von Lymphknotenmetastasen: Lymphadenektomie
Differentialdiagnosen
Podcasts
Tests
- Welche Aussagen über das Melanom sind richtig?
- Aussage 1 Der Tumormarker S-100 ist bei klinischer Progression einer Melanomerkrankung oft in erhöhter Konzentration nachweisbar.
- Welches sind Risikofaktoren für die Entstehung eines Melanoms?
- Welche Differentialdiagnosen passen zum Melanom?
- Aussage 1 Die Eindringtiefe eines Melanoms in die Haut ist der wichtigste prognostische Faktor für das Überleben des Patienten.
- Welches ist der empfohlene Sicherheitsabstand bei der Exzision eines histologisch verifizierten Melanoms mit der Eindringtiefe (nach Breslow) von 1,44mm?
- Welches ist der wichtigste prognostische Parameter für das Überleben eines Melanom-Patienten?
- Welche Aussage zum Melanom stimmt nicht?
- Welche Aussage stimmt für das Maligne Melanom?
Weitere Bilder / DOIA
Artikel überprüfen
- M. RASTRELLI, S. TROPEA, C. RICCARDO ROSSI, et al.: Melanoma: Epidemiology, Risk Factors, Pathogenesis, Diagnosis and Classification (2014)
- O. Abbas, D.D. Miller, J. Bhawan: Cutaneous Malignant Melanoma: Update on Diagnostic and Prognostic Biomarkers (2014)
- R.I. Hartman, J.Y. Lin: Cutaneous Melanoma—A Review in Detection, Staging, and Management (2019)
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