Nesselfieber, Quaddelsucht
1.1.1.1 Klassische Urtikaria
Synonyme
Epidemiologie
Lebenslange Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung: Akute Urtikaria 2-8%; nicht-akute Urtikaria 0.1-0,6%
Definition
Multifaktorielle Krankheitsgruppe mit Entwicklung vorübergehender, juckender, urtikarieller Schwellungen der Haut oder/und Schleimhäute durch Ödem in der oberen Dermis
Aetiologie & Pathogenese
Vasodilatation, Extravasation von Plasma und Aktivierung sensibler Nerven durch Freisetzung von Histamin und anderen Mediatoren (Platelet-activating factor (PAF), Zytokine) aus aktivierten Mastzellen
Heterogene Mastzellen-aktivierende Faktoren: unspezifische Histamin-Liberatoren, Komplement-Aktivierung, IgE Autoantikörper
Symptome
- Flüchtige (30 Minuten bis 24 Stunden), juckende, gelegentlich schmerzhafte Schwellungen verschiedener Grösse und Ausdehnung,
- Umgebendes «Reflex-Erythem»
- Pseudopodien (fingerförmige Ausläufer).
Gelegentlich klein-papulöse Hautveränderungen (z.B. cholinergische Urtikaria)
Mögliche Assoziation mit Angioödem: erythematöse oder hautfarbene Schwellung von Dermis, Subkutis oder Schleimhaut mit langsamer Rückbildung (bis 72 Stunden); bevorzugte Lokalisation: Augenlider, Lippen, Hände, Füsse
Lokalisation
Gesamtes Integument und Schleimhäute
Klassifikation
Nach Verlauf
- Akute spontane Urtikaria: spontane Quaddeln, Angioödem oder beides. Dauer bis zu 6 Wochen
- Chronische spontane Urtikaria: Dauer länger als 6 Wochen
- Induzierte akute oder chronische Urtikaria: symptomatischer Dermographismus, Urtikaria durch Kälte, Druck, Sonne, Hitze, Vibration, Kontakt-Urtikaria, aquagene Urtikaria, cholinergische Urtikaria, Angioödem
Nach Ätiologie
- Immunologisch
- IgE-mediiert (Type I Reaktion): Nahrungsmittel, Medikamente, Bienen- oder Wespen-Gifte, Fremdproteine, exogene Substanzen wie Latex oder pflanzliche Produkte
- Immunkomplex-mediiert (Type III Reaktion).
- Autoimmun Reaktionen (Autoantikörper gegen IgE oder den FcE-Rezeptor oder IgE gegen Autoantigene).
- Nicht-immunologisch
- Direkte Mediator-Freisetzung aus Mastzellen durch Nahrungsmittel und Nahrungsmittel-Additiva, Medikamente
- Physikalische Faktoren: Druck, Hitze, Vibration
- Intoleranz von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAID)
- Grunderkrankungen: Darmparasiten, Infektionen, Erkrankungen der Schilddrüse, der Leber, (virale hepatitis), andere virale Infectionen, Bindegewebserkrankungen
- Idiopathisch
Labor & Zusatzuntersuchungen
Akute Urtikaria: keine, da selbstlimitierend. Prick-Testung mit Nahrungsmitteln oder Medikamente bei entsprechenden anamnestischen Hinweisen
Chronisch Spontane Urtikaria: CRP BSG
Unkontrollierbare chronische Urtikaria: weiterführende Diagnostik je nach Vorgeschichte. Standardisierte Provokationstestung
Dermatopathologie
Ödem obere und mittlere Dermis. Wechselnd ausgeprägtes perivaskuläres Infiltrat mit eosinophilen, gelegentlich auch neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten; keine Zeichen einer Vaskulitis
Verlauf
Akute Urtikaria: selbstlimitierend
Chronisch spontane Urtikaria: schwer absehbar. Remissionsrate 45% in 5 Jahren
Komplikationen
Anaphylaktischer Schock bei akuter, erworbener Kälte- oder cholinergischer Urtikaria. Selten bei chronischer Urtikaria
Diagnose
Klinisches Bild
Differentialdiagnosen
Anaphylaxie, autoinflammatorische Erkrankungen, Bradykinin induziertes und hereditäres Angioödem. Urtikaria-Vaskulitis, wenn Quaddeln länger als 24 Stunden bestehen
Therapie & Prävention
- Akute Urtikaria: nicht-sedierende H1-Antihistaminika; kurzfristig Glukokortikoide in schweren Fällen
- Chronische spontane Urtikaria:
- Identifizierung und Eliminierung des auslösenden Faktors
- Nicht-sedierende H1-Antihistaminika in höherer Dosierung. Bei Therapieresistenz: Diät, anti-IgE (Omalizumab), ggf. Ciclosporin oder Methotrexat
Differentialdiagnosen
Podcasts
Tests
- Which type of lesion characterizes urticaria?
- Which is the treatment of choice for chronic urticaria?
- Statement 1 Chronic recurrent urticaria should be treated for the rest of the patient's life with oral antihistamines
- Which statements about chronic recurrent urticaria are true?
- Which of these belong to the differential diagnosis of chronic recurrent urticaria?
- Multiple Choice Fragen 11.110
- Welche physikalische Ursache für die Auslösung einer Urtikaria ist nicht gesichert?
- Zu den Differentialdiagnosen der chronisch rezidivierenden Urtikaria gehören typischerweise:
- Als Auslöser einer chronisch rezidivierenden Urtikaria sind folgende Ursachen anzusehen:
- Die chronisch rezidivierende Urtikaria ist als eine Erkrankung anzusehen, die:
- Aussage 1 Bei einer chronisch rezidivierenden Urtikaria sollte immer noch einer Ursache gefahndet werden,
- Aussage 1 Eine chronisch rezidivierende Urtikaria sollte lebenslang mit einem Antihistaminikum behandelt werden,
- Welche Wirksubstanz ist das Mittel der Wahl bei der Therapie der chronisch rezidivierende Urtikaria ?
- Für die chronisch rezidivierende Urtikaria ist folgendes typisch:
- Welche Effloreszenz ist für die chronisch rezidivierende Urtikaria typisch ?
- Welche physikalische Ursache für die Auslösung einer Urtikaria ist nicht gesichert?
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