keine.
2.5.11 HIV-Assozierte Hautveränderungen
Synonyme
Epidemiologie
1,7 Millionen Menschen infizierten sich 2018 weltweit neu mit HIV.
Über 50% aller Menschen mit HIV leben in Ost- und Südafrika.
Definition
Dermatosen, opportunistische Infektionen und Neoplasien sind bei HIV-Infizierten häufiger als in der Normalbevölkerung und oft erster Hinweis auf eine Infektion.
Aetiologie & Pathogenese
Übertragung durch Geschlechtsverkehr, kontaminierte Injektionsnadeln, Blutübertragung oder transplazentar von der Mutter auf den Fötus. Die Infektion ist lebenslänglich und führt zu langsamer Zerstörung des Immunsystems mit Ausbildung von AIDS (acquired immune deficiency syndrome).
Parallel zu einer Verminderung von CD4 positiven Lymphozyten kommt es zur Schwächung der Abwehrlage und diversen Symptomen an Haut und Schleimhäuten, wie Infektionen, Dermatosen, Malignomen und Arzneiexanthemen.
Symptome
- Akute primäre HIV-Infektion: Grippe-artige Symptome mit generalisiertem, flüchtigen, makulopapulösem Exanthem im Gesicht, Stamm und proximalen Extremitäten. Weitere Symptome: Fieber, Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, gelegentlich Aphthen und Diarrhoe. Dauer: 2-3 Wochen
- Chronische HIV_Infektion: Klinisch latentes Stadium über Jahre und Jahrzehnte mit zahlreichen infektiösen und nicht-infektiösen Dermatosen. Diese zeigen häufig einen schwereren und untypischen Verlauf als entsprechende Dermatosen bei nicht-immunsupprimierten Personen.
“AIDS-defining” Symptome: hierzu zählen:
-
- Neoplasien:
- Kaposi-Sarkom durch HHV-8; meist im Stadium 4 (siehe unten)
- Weitere: Lymphome, Spinaliome, Basaliome, Genitoanalkarzinome
- Papulosquamöse Erkrankungen: Seborrhoische Dermatitis, Psoriasis vulgaris, die oft einen ungewöhnlich stark ausgeprägten Verlauf zeigen
- Bakterielle Infektionen: Pyodermien, Syphilis
- Pilzinfektionen: Candidose, Dermatophytosen, Kryptokokkose, Histoplasmose
- Virale Infektionen: Warzen: HPV (Humane Papilloma Viren); Molluscum contagiosum: MCV; ulzerierender persistierender Herpes: HSV (Herpes Simplex Virus); Disseminierter oder plurisegmentaler Herpes zoster: VZV (Varizella Zoster Virus); Persistierende perianale Ulzera: CMV (Cytomegalie Virus); Orale Haarleukoplakie: EBV (Epstein-Barr Virus).
- Parasiten, Skabies, Skabies crustosa
- Verschiedene: Eosinophile Follikulitis, Arzneimittelexanthem, Hyperpigmentation, Fotodermatosen, Pruritus, Xerosis cutis
- Neoplasien:
Bei ungewöhnlich schweren, therapieresistenten Krankheitsverläufen sollte immer an eine gleichzeitige HIV-Infektion gedacht werden.
Lokalisation
Gesamtes Integument, lokalisiert oder disseminiert; Haut und Schleimhäute; Mundhöhle; Genitoanal-Region.
Klassifikation
Akute und chronische (latent) Phase (siehe Symptome und Verlauf).
Labor & Zusatzuntersuchungen
HIV-Antigen/Antikörper (AgAb) Test; positiv frühestens 2 Wochen, spätestens 3 Monate nach Symptombeginn; Bestätigung mit Westernblot.
Bei Neugeborenen HIV-Nachweis durch nucleic acid quantitation (Virus-Kopien/ml). PCR basierte Quantifizierung der HIV RNA.
Anzahl CD4 positiver T-Lymphozyten im peripheren Blut (normal > 0.4x109/l).
Schwangere sollten routinemässig auf HIV getestet warden, da eine Behandlung mit ART eine Infektion des Föten verhindern kann.
Screening Teste zum Ausschluss weiterer STIs.
Dermatopathologie
Abhängig von der jeweiligen Dermatose. Siehe auch Kaposi-Sarkom.
Verlauf
- Akutes retrovirales Syndrom (primäre HIV-Infektion. WHO Stadium 1:
Hohe Virus-Konzentration; sehr infektiös.
- Chronische HIV-Infektion (klinische Latenz) / WHO Stadien 2-3:
Die Stärke der Symptome nimmt mit der Immunsuppression zu.
- AIDS (WHO Stadium 4):
CD4 Zellzahl unter 0,200 x 109/l; hohe HI-Virus-Konzentration; hohe Infektiosität. Kaposi-Sarkom (HHV-8) entwickelt sich üblicherweise erst in diesem Stadium.
Komplikationen
Akutes Frühstadium: keine.
Chronisches Latenz-und Spät-Stadium: zahlreiche (siehe Symptome). Schwere Arzneiexantheme durch AIDS-Medikamente.
Diagnose
Symptomatik je nach Stadium und Laboruntersuchungen (siehe oben).
Differentialdiagnosen
Frühstadium: andere Virusexantheme.
In latenten und chronischen Spätstadien sind die verschiedenen AIDS-definierte Symptomenkomplexe indirekte Hinweise auf die Erkrankung (siehe Symptome).
Therapie & Prävention
Zahlreiche Präventionsprogramme. Behandlung durch spezialisierte Zentren.
Früher Beginn von HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie; über 30 aktive retrovirale Medikamente), unabhängig von der CD4-Zellzahl; lebenslängliche Behandlung
Sekundär-Infektionen benötigen meist eine intensivere Behandlung (intravenöse bzw. längere antibiotische, antivirale (Herpes simplex) oder antimykotische (Candida albicans) Therapie).
HIV-assoziierte Psoriasis und Kaposi-Sarkom reagieren meist rasch bei antiviraler Therapie.
Bemerkungen
Betreuung durch spezialisierte Zentren.
Fälle
- Ein 63-jähriger Patient der bereits früher wegen Verrucae seborrhoicae und einem seborrhoischen Ekzem behandelt wurde kommt in die Sprechstunde, da eine Rötung und Knötchen in der linken Leiste aufgetreten ist.
- Ein 34-jähriger Versicherungsangestellter wird von seinem Hausarzt wegen neu aufgetretenen, zunehmenden Hautveränderungen zugewiesen.
Podcasts
Tests
- Aussage 1 Die HIV-Infektion kann wie die Syphilis alle anderen Dermatosen imitieren,
- Kofaktor für die Entstehung eines Kaposisarkoms bei HIV-Infektion ist
- Indikationen für einen HIV-Test sind:
- Welche Aussage zur HIV-Infektion ist richtig?
- Frühe Zeichen einer HIV-Infektion können sein
- AIDS-definierende Dermatosen sind
- Aussage 1 HIV-Präventionskampagnen haben in der dritten Welt keinen Stellenwert mehr,
Kommentare
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