4.2.3 Hirsutismus

Synonyme

Endokrine Hypertrichose; übermässige Behaarung; «Löwenmensch».

Epidemiologie

Bei etwa 5-10% der Frauen; ethnische Varianten.

Definition

Verstärkte Behaarung vom männlichen Behaarungstyp bei der Frau.

Aetiologie & Pathogenese

Verschiedene Ursachen

 

  • Endokriner Hirsutimus
    • Polyzystisches Ovarsyndrom
    • Androgen produzierende Ovarialtumoren
    • Kongenitale Nebennierenrindenhyperplasie (Adrenogenitales Syndrom)
    • Nebennierenrindentumoren
    • ACTH-Zellhyperplasie
    • Hypophysenadenom (Morbus Cushing)
    • Hyperprolaktinämie
    • Akromegalie
    • Postmenopausaler Hirsutismus
  • Idiopathischer Hirsutismus, auch ethnisch bedingt
  • Medikamentöser Hirsutismus (z.B. durch Anabolika)
  • Paraneoplastischer Hirsutismus

Symptome

Wachstum von Terminalhaaren bei der Frau im Oberlippen- und Kinnbereich, in der Intermammärregion und um die Mamillen, Schulterregion, Linea alba und Innenseiten der Oberschenkel. Diese kann von einer diskreten Überbehaarung bis zu einem ausgeprägten männlichen Behaarungsmuster reichen, wobei je nach Schweregrad nur einige oder alle aufgeführten Lokalisationen betroffen sind.

Lokalisation

Oberlippe, Kinn, Brust, Bauch, Pubes, Arme, Beine, Rücken, Gesäss.

Klassifikation

Modifiziertes Ferriman-Gallwey System mit 19 Lokalisationen: min 0 bis 36 max Punkte. Score > 8 ist ein Hinweis für exzessiven androgenen Hirsutismus.

 

  • Endokriner Hirsutimus
  • Idiopathischer Hirsutismus, auch ethnisch bedingt
  • Medikamentöser Hirsutismus (z.B. durch Anabolika)
  • Paraneoplastischer Hirsutismus

Labor & Zusatzuntersuchungen

Hormondiagnostik (FSH/LH-Quotient, DHEAS, freies Testosteron, SHBG, 17-Hydroxyprogesteron, Prolaktin), transvaginale Ultraschalluntersuchung der Ovarien.

Dermatopathologie

Nicht erforderlich.

Verlauf

Persistierend, sofern Ursache nicht behebbar.

Komplikationen

Beeinträchtigung der psychosozialen Lebensqualität, Neigung zu Follikulitis nach Rasur; Diabetes und Karzinome bei polyzystischen Ovarien.

Diagnose

Charakteristisches Behaarungsmuster, endokrinologische Basisdiagnostik, weiterführende Diagnostik bei nachgewiesener Hyperandrogenämie und bei Verdacht auf spezifische Zustände mit Hyperandrogenämie.

Differentialdiagnosen

Hypertrichose. Virilisierung. Ethnische Variabilität; genetische Syndrome mit Hypertrichose, besonders bei Kindern.

Therapie & Prävention

Kausale Behandlung der Hyperandrogenämie.

 

Symptomatisches Entfernen der Haare:

  • Mechanisch: Rasur, Wachsepilation
  • Chemische Enthaarung bzw. Haarwachstumshemmung (Eflornithine)
  • Elektroepilation
  • Laser- und lichtassistierte Haarentfernung
  • Medikamentös: Spironolactone, Finasteride, Cyproterone order orale Kontrazeptiva

Bemerkungen

Psychosoziale Begleitung.

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