Porphyrin Stoffwechelstörung.
6.2.3 Erythropoetische Protoporphyrie (EPP)
Synonyme
Epidemiologie
Selten; Symptome (Lichtempfindlichkeit) ab dem 10. Lebensjahr; Inzidenz 1:100'000 Personen.
Definition
Chronisch verlaufende polyätiologische Störung der Häm-(Porphyrin)biosynthese in den Erythrozyten, die zu einer Ansammlung photosensitiver Porphyrine in der Haut und in anderen Organen führt.
Aetiologie & Pathogenese
Autosomal-rezessiv vererbte Mutationen, meist des Ferrochelatase (FECH) -Gens. Der verminderte Einbau von Eisenionen in Hämoglobin der Erythrozyten bewirkt eine Anreicherung der Vorläufersubstanz Protoporphyrin. Lichtempfindlichkeit im langwelligen UVA-Bereich (400nm, Soret-Band).
Symptome
Akut: Im Kindesalter auftretendes Brennen (kein Juckreiz) bei Sonnenexposition, auch durch Fensterglas oder Windschutzscheibe eines Autos, die nur UVB aber nicht das pathogenetisch wichtige langwellige UVA filtert. Akute Rötung und ödematöse Schwellung im lichtexponierten Bereich (Gesicht, Hände Unterarme). Niemals Blasen.
Dauerhafte chronische Veränderungen: faltige Lichenifikation der Haut, besonders an Nasenrücken, Ohrmuschelrändern und Hand- und Fingerrücken.
Urin: normale Farbe, da Protoporphyrin nicht wasserlöslich ist und daher nur mit dem Stuhl ausgeschieden wird.
Lokalisation
Gesicht, Nasenrücken, Ohrmuschelränder, Handrücken; lichtexponierte Körperstellen.
Klassifikation
Hepatische Porphyrien
- Prototyp Porphyria cutanea tarda: sporadisch, genetisch/familiär, toxisch
Erythropoetische Porphyrien
- Erythropoetische Prtoporphyrie
- Congenitale Erythropoetische Porphyrie (Günther)
Labor & Zusatzuntersuchungen
Diagnostischer Schnelltest: Rotfluoreszenz eines Teiles (>30%) der Erythrozyten im Ausstrich unter Fluoreszenzmikroskop (Blaulich-Anregung); Cave: sehr flüchtig; Abnahme und Untersuchung eines Ausstriches (Blutstropfen) im abgedunkelten Raum.
Urin: negativ, da Protoporphyrin nicht wasserlöslich ist.
Stuhl: Nachweis von Protoporphyrin (Speziallabor; qualitativ und quantitativ).
Nachweis des enzymdefektes (Speziallabor).
Dermatopathologie
Akut: Ödem dermal; chronisch: Lichenifikation, mit PAS-positiven Ablagerungen perivaskulär.
Verlauf
Akut und chronische Spätveränderungen.
Komplikationen
Einschränkung der Bewegungsfreiheit im Freien; Fehleinschätzung als Hypochondrie.
Diagnose
Klinisches Bild; Typisches Beschwerdebild; Bestätigung durch Laborbefunde.
Differentialdiagnosen
Andere Photodermatosen ohne Blasenbildung. Erythropoietische Protoporphyrie zeigt niemals Blasen.
Therapie & Prävention
Topisch: Lichtschutz (SPF/LSF > 30). Cave: Vitamin D-Mangel bei fehlender Eigenproduktion in der Haut durch UV-Licht; Substitution.
Lichtschutz gegen langwelliges UVA; Beta-Carotin; Afamelanotid.
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