2.2.3 Erysipel

Synonyme

Wundrose; engl.: Cellulitis.

Epidemiologie

Prävalenz ca. 1100 /100.000 pro Jahr.

Definition

Akute Entzündung der Haut durch bakterielle Infektion der oberflächlichen Lymphgefässe.

Aetiologie & Pathogenese

Eintrittspforte häufig Zehenzwischenräume oder Hautfalten und oberflächliche Erosionen. Erreger meist (90%) beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (seltener B, C, G oder Staphylococcus aureus, gelgentlich Gram-positive oder negative Bakterien.

 

Chronisches Beinödem als prädisponierender Faktor.

Symptome

Akutes Krankheitsgefühl mit Fieber, Schüttelfrost (fehlt oft bei rezidivierendem Erysipel oder bei älteren Patienten), scharf begrenztes, überwärmtes, druckempfindliches, ödematös-polsterartiges Erythem mit "flammenförmigen" Ausläufern. Bullöse, hämorrhagische oder nekrotisierende Verläufe möglich.

Lokalisation

Alle Körperstellen können betroffen sein. Meist (90%) unsymmetrisch Unterschenkel oder Gesicht. Im Gesicht auch Ausbreitung auf die Gegenseite.

Klassifikation

Neben den typischen erythematösen Verlaufsformen: blasig, bullös, hämorrhagisch, nekrotisierend, gangränös; Tiefenausbreitung (siehe Komplikationen).

Labor & Zusatzuntersuchungen

Körpertemperatur (hohes Fieber); BSG, CRP, mit zeitlicher Verzögerung auch ASL/AST-Titer erhöht, Leukozytose.

Dermatopathologie

Ödem in der Dermis mit Weitstellung von Gefässen im oberen und tiefen Gefässplexus. Neutrophile Granulozyten zwischen kollagenen Fasern; Gewebsnekrosen.

Verlauf

  • Kurzfristig akut, rasches Abklingen unter antibiotischer Therapie
  • Rasche Ausbreitung in die Tiefe (Fettgewebe, Fascien, Muskulatur), abhängig von der Erregervirulenz und der Infektanfälligkeit (Immunsuppression): nekrotisierende Fasciitis als schwerste Verlaufsform, die eine rasche chirurgische Intervention erfordert

Komplikationen

Lymphödem mit spärterer Fibrose bei rezidivierendem Verlauf.

 

Thrombose (Gesicht: venöse Sinusthrombose!), Myokarditis, Pneumonie, Lymphödem (bes. bei Rezidiven), Glomerulonephritis.

 

Tiefenausbreitung und Entwicklung einer nekrotisierenden Fasciitis (chirurgische Intervention erforderlich). Sepsis <5%.

Diagnose

Klinik (Fieber, überwärmtes Erythem), Abstrich von möglicher Eintrittspforte (z.B. Fuss bei Tinea pedis; Nasenabstrich), entzündliche Labormarker.

Differentialdiagnosen

Akute Kontaktdermatitis, Thrombophlebitis, Erysipeloid, Phlegmone, Akrodermatitis chronica atrophicans (entzündliches Stadium). CAVE: nekrotisierende Fasziitis.

Therapie & Prävention

  • Ruhigstellung (Gesicht: Sprech- und Kauverbot), Hochlagerung, feuchte, kühle Umschläge, (z. B. Phenoxetol)
  • Systemische Antibiose (Penicillin 4-5 Mio IE/d i. v. oder 4x500mg oral, alternativ Ampicillin/Clavulansäure, bei Resistenz Cephalosporine) über 10 Tage. Clindamycin (Dalacin®) bei Penicillinallergie
  • Schwere Verläufe: Hospitalisation; 2 -3x täglich 5 to 10.Mill.Units Penicillin

Bemerkungen

Tiefe Verlaufsform (nekrotisierende Fasziitis): frühzeitige chirurgische Intervention.

 

Bei chronisch rezidivierenden Erysipelen: antibiotische Dauermedikation (mehrere Wochen) und Kompressionsbehandlung gegen Lymphödem und zur Vermeidung einer bleibenden Fibrose, die ihrerseits den Verlauf und die Behandelbarkeit verschlechtert.

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