2.3.2 Candidiasis

Synonyme

Candidamykose, Soor, Monoliasis.

Epidemiologie

Weit verbreitet; jeder ist mindestens einmal im Leben betroffen.

Definition

Die harmlose kommensale Kolonisation mit Hefen der Gattung Candida (Gastrointestinaltrakt, oberer Respirationstrakt, weiblicher Genitalbereich) kann sich bei Eintreten bestimmter prädisponierender Faktoren zu einer entzündlichen Infektion entwickeln. Erreger: Candida albicans; seltener andere Candidaspezies (C. tropicalis, C.stellatoidea, C. parapsilosis, C. glabrata).

Aetiologie & Pathogenese

Gehäuft bei prädisponierten Patienten:sehr alt, sehr jung, sehr krank. Vorbestehende Haut- und Schleimhauterkrankungen, lokal angewandte Steroide, chronische Mazeration der Haut/Intertrigines, erhöhte Schweißneigung; Eintrittspforten durch Kunststoffteile: Venenverweilkatheter, Implantate; Diabetes mellitus, Adipositas, Gravidität, konsumierende Erkrankungen, Fehlernährung, Antibiotikatherapie, immunsuppressive Therapie, Glukokortikosteroide. HIV, Krankheitsausbruch durch Vermehrung der saprophytär vorhandenen Hefen (Haut, Intestinaltrakt) oder Übertragung (Geburtskanal, Sexualkontakt).

Symptome

Candida Infektionen können Haut und Schleimhäute betreffen und sich bei immungeschwächten Patienten systemisch ausbreiten.

 

Manifestationen: intertriginöse und anogenitale Candidasis, Onychomykose, Paronychie, orale und intestinale Candidiasis, systemische Candidiasis, kombinierte mukokutane Candidasis.

 

Candida Intertrigo (häufigste Manifestationsform) 

  • Streuherde (Satellitenläsionen) in der näheren Umgebung 
  • Sonderformen: Perlèche („Faulecken“), Erosio interdigitalis blastomycetica

 

Schleimhäute

  • Akute pseudomembranöse Kandidose 
  • Wangenschleimhaut, Gaumen, Zunge und Pharynx: stippchenförmige, später konfluierende, weiße, abstreifbare Beläge (Holzspatel; Abgrenzung zur Leukoplakie). Besonders bei Neugeborenen und bei Immuninsuffizienz

 

Nägel

  • Candidaparonychie und Candida Onychomykose 
  • roter, geschwollener Nagelwall mit Eiterentleerung. Später Mitbefall der Nagelplatte

 

Haarfollikel (Candidafollikulitis)

  • insbesondere im Bartbereich erwachsener Männer kleine follikuläre ­Pusteln 
  • Chronische mukokutane und vulvovaginale Kandidose
  • Begünstigende Faktoren: Schwangerschaft, orale Kontrazeptiva, mechanische Reize (Intrauterinpessare). Ausfluss, weißliche, abwischbare Auflagerungen auf der Scheidenwand. Rötung der Vulva und der Inguinal­region

 

Genital (Candida Balanitis/-vulvovaginitis)

  • Umschriebene Rötungen, grauweißliche Auflagerungen oder nässende Erosionen im Vorhautraum (Balanoposthitis). Begünstigend: feuchtwarmes Milieu im Präputialraum, mangel­hafte Hygiene, speziell un­genügende Abtrocknung nach dem Waschen oder Candida­vulvovaginitis bei Sexualpartnerinnen. Gefahr einer entzündlichen Phimose

Lokalisation

Vorwiegend in feucht-warmen Körperregionen (intertriginöse Bereiche, Schleimhäute).

Klassifikation

Siehe Symptome.

Labor & Zusatzuntersuchungen

KOH-Untersuchung. Mikroskopischer Direktnachweis; Kultur: nach 1-4 Tagen: weiße, cremefarbene Kolonien mit matter Oberfläche ohne Luftmyzel; Differenzierung mittels Mikromorphologie auf Reisagar (Chlamydosporen bei C. albicans) oder biochemisch/PCR.

 

Suche nach prädisponierenden Faktoren (Diabetes).

Dermatopathologie

PAS-positive Hyphen und Sporen. Pustel mit Neutrophilen in der Dermis und zum Teil in der Hornschicht.

Verlauf

Im Allgemeinen gut. Bei Candida Sepsis oft ungünstige Prognose, abhängig vom Grundleiden.

Komplikationen

Neigung zu bakterieller Superinfektion.

Diagnose

Klinisches Bild und Labor.

Differentialdiagnosen

Je nach Lokalisation: Lichen ruber, Leukoplakie, Milchbrei-Restei, Lues II, andere Mykosen.

Therapie & Prävention

Ausschalten von Prädispositionsfaktoren (oft opportunistische Infektionen).

 

Topische und gegebenenfalls systemische antimykotische Therapie. Wirksame Substanzklassen insbesondere Polyene (Nystatin, Amphotericin B), Azole. Griseofulvin ist bei Hefen nicht wirksam. Grundlage gemäß Lokalisation: Cremes und Salben (Körperstamm und Extremitäten), Pasten (Intertrigines), Lacke (Nägel), Suppositorien/Vaginaltabletten (Vaginal), Lutschtabletten und Suspensionen (Mundschleimhaut).

 

Systemische Therapie einer lokalen Kandidose (Fluconazol, Itraconazol; ggf. Voriconazol, Posaconazol). Bei invasiver Kandidose: Amphotericin, Echinocandine und Flucytosin intravenös. Siehe auch Therapie der Dermatomykosen.

 

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